Entscheidungen in unsicheren Zeiten: Führungskraft oder Getriebener?

Stillstand ist keine Option. Und was, wenn jede Entscheidung das Unternehmen in eine riskante Richtung treiben könnte? Führungskräfte stehen heute vor einem Dilemma: Die wirtschaftliche Lage ist unsicher, Erwartungen von oben sind hoch, und das eigene Team schaut fragend auf die Führung. Das Ergebnis? Zögern, Zaudern, Angst vor Fehlern. Doch Nicht-Entscheiden ist der sicherste Weg in den Untergang. Wie also gelingt es, in unsicheren Zeiten mit Klarheit und Sicherheit zu führen?

Die Zwickmühle der modernen Führungskraft

Viele Führungskräfte fühlen sich wie in einer Schraubzwinge: Von oben wächst der Druck, von unten erfordert das Team Orientierung – doch die Zukunft bleibt ungewiss. „Treffe ich jetzt die falsche Entscheidung, könnte das gravierende Folgen haben. Also entscheide ich lieber gar nicht.“

Diese Unsicherheit lähmt. Doch sie ist gefährlich. Wer in der heutigen Zeit nicht aktiv handelt, überlässt anderen die Kontrolle. Führungskräfte müssen also lernen, auch ohne vollständige Informationen mutig und souverän zu entscheiden – doch wie gelingt das?

Selbstwirksamkeit statt Entscheidungsparalyse

Die Grundlage für gute Entscheidungen ist Selbstführung. Denn wer selbst unsicher ist, überträgt diese Unsicherheit auf sein Team. Führung bedeutet, hinter den eigenen Entscheidungen zu stehen – auch dann, wenn nicht alle Variablen bekannt sind. Das heißt nicht, blind ins Risiko zu gehen, sondern eine Methode zu entwickeln, um Klarheit in unklaren Situationen zu gewinnen. Denn: Entscheidungen dürfen nicht auf Angst basieren – sondern auf Struktur.

Zwischen konservativ und riskant: Entscheidungsdynamiken im Team

Ein häufiger Stolperstein in der Entscheidungsfindung ist das Team selbst. Unterschiedliche Typen bringen verschiedene Perspektiven ein: Die einen pochen auf finanzielle Konsolidierung, die anderen drängen auf Innovation und Wachstum. Das führt zu offenen oder unterschwelligen Spannungen – und macht es für die Führungskraft noch schwerer, eine klare Linie zu finden.

Hier hilft eine strukturierte Vorgehensweise:

  • Was ist bereits entschieden?
    Nicht alles muss zur Diskussion gestellt werden. Es hilft, im Vorfeld zu klären, welche Aspekte gesetzt sind und wo das Team tatsächlich mitentscheiden kann.
  • sichere Gesprächsatmosphäre schaffen:
    Wenn Teammitglieder Angst haben, ihre Meinung offen zu äußern, bleiben wertvolle Informationen auf der Strecke. Ein respektvolles Umfeld ist essenziell.
  • unterschiedliche Blickwinkel anerkennen:
    Nicht als Gegensätze, sondern als Ergänzungen. Gegensätzliche Meinungen erweitern das Blickfeld und helfen, eine ganzheitliche Entscheidung zu treffen.
  • gemeinsame Grundlagen definieren:
    Wo gibt es Übereinstimmungen im Team? Was sind die Kernpunkte, auf die sich alle einigen können?

Führung heißt nicht, alles allein zu entscheiden

Vor allem dann, wenn die Führungskraft mit den Dynamiken im Team nicht konstruktiv umgeht, kommt es schnell zu einem Trugschluss: „Ich muss alle Antworten haben.“ Doch die Realität ist eine andere. In einem Team gibt es meist Fachwissen, das eine Führungskraft selbst nicht besitzt und vielleicht auch gar nicht besitzen kann – und genau hier liegt eine große Chance.

Gute Führung bedeutet, sich aktiv Expertenmeinungen einzuholen. Wer sich scheut, Unsicherheiten zuzugeben oder Fragen zu stellen, verpasst wertvolles Know-how. Eine kluge Entscheidung basiert nicht nur auf dem eigenen Wissen, sondern auf dem kollektiven Wissen des Teams.

Unsicherheit als Normalzustand anerkennen

Jede getroffene Entscheidung beeinflusst die folgenden Entscheidungen. Vergangene Erfahrungen prägen unser Urteilsvermögen – positiv wie negativ. Wer einmal eine schlechte Entscheidung getroffen hat, geht das nächste Mal vielleicht übervorsichtig vor. Das führt dazu, dass sich Unsicherheit weiter verstärkt.

Hier ist Selbstreflexion gefragt:

  • Was genau verunsichert mich?
  • Welche Informationen fehlen mir noch?
  • Wer kann mir bei dieser Entscheidung helfen?
  • Welche Risiken existieren wirklich – und welche nur in meinem Kopf?

Wer diese Fragen ehrlich beantwortet, kann Unsicherheit in Klarheit umwandeln.

Warten ist keine Strategie

Führungskräfte sollten sich bewusst mit ihrem Entscheidungsprozess auseinandersetzen. Eine praktische Übung für den Alltag, um Entscheidungsprozesse bewusster anzugehen:

  1. Listen Sie alle festen Rahmenbedingungen auf – was steht nicht zur Debatte?
  2. Identifizieren Sie die offenen Fragen – was kann und muss entschieden werden?
  3. Überlegen Sie, welche Personen wichtig sind, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.
  4. Holen Sie gezielt Meinungen ein – nicht wahllos, sondern strukturiert.
  5. Setzen Sie erste Maßnahmen um, auch wenn die finale Entscheidung noch nicht feststeht.

Führung bedeutet, Verantwortung zu übernehmen – und dazu gehört es, sich selbst und sein Team durch Unsicherheiten zu navigieren und das nicht notwendigerweise allein. Denn die einzige falsche Entscheidung ist, Entscheidungen hinauszuzögern.

Stehen Sie selbst vor einer schwierigen Entscheidung und suchen nach einer klaren Strategie, um Unsicherheit in Handlungsfähigkeit zu verwandeln? Wenn Sie Unterstützung suchen, melden Sie sich gerne für ein unverbindliches Gespräch!