Das Drama verkannt-gelebter Potenziale
Nikola Tesla. Rosalind Franklin. Vincent van Gogh. Drei Persönlichkeiten, deren Genialität zu Lebzeiten verkannt wurde. Ihre Geschichte steht sinnbildlich für ein Phänomen, das auch in Unternehmen täglich zu beobachten ist: Menschen mit großem Potenzial werden falsch eingeschätzt, in Rollen gedrängt oder übersehen. Und das mit spürbaren Folgen. Ein verkannter Mitarbeitender muss nicht gleich verarmt sterben wie der große Pionier der Elektrizitätsforschung. Im Tagesgeschäft der Firma wird es ein schleichendes Schwinden von Motivation, Leistungsfähigkeit und Zugehörigkeitsgefühl sein, das Mitarbeitenden und Unternehmenszielen in gleicher Weise schadet.
Verkannte Stärken verwandeln sich oft in vermeintliche Schwächen. Eine Mitarbeiterin mit ausgeprägtem Führungsdrang wird als aufmüpfig wahrgenommen. Ein analytischer Denker wirkt plötzlich als Bedenkenträger. Nicht etwa, weil ihnen etwas fehlt, sondern weil ihre Stärke nicht erkannt oder falsch gelesen wurde. Die Folge: Frustration, Rückzug, innere Kündigung.
Menschen handeln motivgesteuert, ob bewusst oder nicht
Der US-amerikanische Psychologe Steven Reiss entwickelte mit dem Reiss Motivation Profile® (RMP) ein Instrument zur Messung von 16 stabilen, tief verankerten Lebensmotiven, wie beispielsweise Status, Ordnung, Unabhängigkeit oder Beziehungen. Diese Motive beeinflussen Entscheidungen, Verhalten und Zufriedenheit maßgeblich, und zwar unabhängig von Kompetenzen oder Zielen. Wer diese Motive kennt und ernst nimmt, kann Potenziale freilegen und Menschen gezielt entwickeln. Wer sie ignoriert, riskiert Missverständnisse, Fehlbesetzungen und Reibungsverluste.
Sinn erzeugt Energie, Entfremdung hingegen raubt sie
Wie der Psychiater Viktor Frankl betonte: Der Mensch strebt nach Sinn. Wenn Mitarbeitende ihre Aufgaben als sinnvoll und mit den eigenen Werten vereinbar erleben, setzt das Energie, Initiative und Wirksamkeit frei. Wird jedoch entgegen der eigenen Motivstruktur gearbeitet, entsteht innere Leere, Frustration und Leistungseinbruch, selbst bei hoch qualifizierten Fachkräften.
Gute Arbeitsbedingen sind mehr als Work-Life-Balance, Benefits und betriebliche Altersvorsorge. Es braucht darüber hinaus Stimmigkeit zwischen Motiven, Aufgaben und Umfeld für die Mitarbeitenden.
Was passiert, wenn Motive übersehen werden?
- Führungskräfte verstehen ihre Mitarbeitenden nicht, und oft auch sich selbst zu wenig.
- Mitarbeitende können nicht klar benennen, was sie wirklich antreibt oder bekommen nie den Raum, darüber zu sprechen.
- Teams werden falsch zusammengestellt, Stärken missverstanden, Rollen unpassend vergeben.
- Es entstehen vorschnelle Urteile und Missverständnisse, die Motivation und Zusammenarbeit belasten.
Die Folge: Selbstdarstellung ersetzt Substanz, Leistung sinkt trotz Qualifikation, Initiative bleibt aus.
Und im Hintergrund wächst ein Gefühl, das Gift für jede Organisation ist: Verkannt zu sein. Wer sich dauerhaft falsch wahrgenommen fühlt, zieht sich zurück: emotional, kommunikativ oder vollständig.
Förderung allein reicht nicht
Viele Unternehmen investieren beachtliche Ressourcen in Entwicklung und Förderung. Doch Entwicklung gelingt nur dann, wenn auch Eigenverantwortung übernommen wird. Auch die Mitarbeitenden sind gefordert: Sie müssen erkennen, was sie wirklich antreibt, und bereit sein, sich eigenen blinden Flecken zu stellen und Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Dafür gibt es geeignete Methoden, wie etwa das Reiss Motivation Profile®, und es braucht Reflexionsräume und eine klare Rollenklärung. Erst wenn klar ist, wer welche Verantwortung tragen kann und will, entstehen echte Wirksamkeit und Motivation.
Der Schlüssel liegt im Verstehen
Stellen Sie sich Ihr Team wie ein Orchester vor: Jede Person bringt ein einzigartiges Instrument mit. Wenn Sie versuchen, die Pauke bei den Violinen mitspielen zu lassen, wird das Ergebnis nicht harmonisch, selbst wenn die Musikerin virtuos ist. Führung heute heißt: erkennen, was Menschen wirklich antreibt.
Praktische Ansätze für die Umsetzung:
- Setzen Sie fundierte Diagnostik ein, um individuelle Antriebsmuster sichtbar zu machen.
- Fördern Sie Selbstführung, indem Sie Räume zur Reflexion und Selbstkenntnis etablieren.
- Verstehen Sie Ihr Team als System, in dem unterschiedliche Motive bewusst orchestriert werden können.
- Schaffen Sie Feedbackkultur, die auf Stärken, Motiven und blinden Flecken basiert.
- Vermeiden Sie vorschnelle Urteile, und entwickeln Sie echtes Interesse an der Individualität jedes Einzelnen.
Was Sie konkret tun können – ab heute
- Reflektieren Sie Ihre eigenen Motive: Was treibt Sie persönlich an? Welche Situationen kosten Energie, welche geben Kraft?
- Beobachten Sie das Unausgesprochene: Echte Stärken und Motive sind nicht immer laut, aber oft sichtbar, meist zwischen den Zeilen.
- Fördern Sie gezielt: Nicht mit der Gießkanne, sondern entlang der individuellen Entwicklungspotenziale.
- Hinterfragen Sie Ihre Einschätzungen: Was wissen Sie wirklich über die Menschen in Ihrem Team?
- Stärken Sie Selbstverantwortung: Entwicklung ist keine Einbahnstraße, sie braucht beide Seiten.
- Bleiben Sie in Beziehung: Aber nicht um jeden Preis. Verkannt zu werden, darf keine Dauerlösung sein, weder für Sie noch für andere.
Potenziale erkennen heißt Menschen verstehen
Wer sich selbst und andere wirklich versteht, schafft die Grundlage für Motivation, Wirksamkeit und gelingende Zusammenarbeit. Verkannte Stärken zu erkennen, ist strategische Notwendigkeit. Denn Menschen, die entlang ihrer intrinsischen Motive handeln dürfen, bringen neben Leistung auch Sinn, Energie und Zugehörigkeit in Ihre Organisation. Und das ist Gold wert.
Nehmen Sie jetzt Kontakt auf und ich unterstütze Sie mit klarem Blick von außen, bislang unentdeckte Potenziale in Ihrem Team freizusetzen.